Warnung: Erstickungsgefahr vor Lachen


One Shot - Berufsorientierung

 

Autorin: Lara

 

~*~

Wyn klatschte einmal in die Hände und das erzeugte Geräusch hallte in der großen Cafeteria wider. Sofort verstummten alle Gespräche der Schüler, die zu viel Angst davor hatten, dass ihre Haare oder Klamotten ansonsten in Flammen aufgehen könnten.

Nach einem kurzen provisorischen Räuspern erhob die Direktorin die Stimme.

„Also, ihr wisst hoffentlich alle, dass heute die Berufsorientierung ansteht. Ihr zieht alle einen Zettel aus dieser wundervollen Schüssel hier“, Sie deutete hinter sich auf einen überdimensional großen Behälter, „auf welchem ein Beruf steht, den ihr den restlichen Tag ausführen dürft.“ Sie grinste. „Auf jedem Zettel steht außerdem neben dem Beruf, bei welchem Lehrer ihr euch melden müsst. Das macht ihr dann auch bitte.“

Allgemeines Stöhnen war von den Schülern zu hören. Wyn hatte mit ihren Reformen einige gute Sachen an der Schule durchgesetzt, doch warum sie unbedingt wollte, dass die Schüler sich alle früh genug mit ihrer Berufswahl auseinander setzten, war keinem so wirklich klar.

„Ihr dürft euch gerne bewegen“, bemerkte Wyn mit hochgezogenen Augenbrauen und trat einen Schritt zur Seite, während der enthusiastische Teil der Schülerschaft sich bemühte, ihrer Aufforderung nachzukommen.

Stühle wurden zurück geschoben und die Schüler reihten sich in die Schlange vor dem Behälter ein.

 

„Ich glaub's nicht, dass wir das tatsächlich an einem Montagmorgen machen müssen“, stöhnte Riley und rieb sich ihre Schläfen. Evelyn unterstrich das Gesagte mit einem Gähnen und auch ihr blonder Bruder sah nicht viel besser aus. 

„Immerhin müssen wir den Fouet heute nicht ertragen“, bemerkte er in einem Versuch, irgendwie Optimismus an den Tag zu bringen, scheiterte aber kläglich.

Ein Brummen kam von Riley, doch ihr Gesicht hellte sich ein wenig auf, als PJ neben sie trat und ihr ein Lächeln schenkte. 

Evelyn ließ ihren Blick schweifen und entdeckte Rory, die neben einer sichtlich aufgeregten Erin etwas weiter hinten stand und sich gerade mit dieser über irgendetwas unterhielt. 

Sie bemerkte nicht, wie sie am Anfang der Schlange angekommen war, bis sie Rileys Ellenbogen in ihrer Seite spürte.

„Träumst du wieder von deinem Traumprinzen, Evie?“, witzelte das Mädchen mit den blonden Locken und angelte sich zwei Zettel aus dem Behälter. Einen davon drückte sie ihrer Freundin in die Hand und den anderen behielt sie für sich selbst. 

Evelyn schnaubte nur, musste aber dennoch grinsen und faltete ihren Zettel auseinander.

„Was zum… Zirkusartist? Ernsthaft? Was hast du mir da für 'nen Scheiß gezogen?“, rief sie aus und atmete einmal tief ein. 

Riley brach in Gelächter aus, als sie ihren eigenen Zettel las und Evie sah sie fragend an.

„Ich bin… Attentäter“, brachte sie zwischen zwei Lachern hervor und brauchte ein wenig, bis sie sich wieder beruhigt hatte. 

„Und ich bin dein Gegenstück – der beste Privatdetektiv, den die Welt je gesehen hat“, mischte PJ sich ein und berührte Riley leicht am Arm. 

„Hol schon mal die Sherlock Holmes-Verkleidung aus dem Schrank, mein Freund, du darfst mein Watson sein“, verkündete Ishan und hielt seinem besten Freund den Zettel unter die Nase. „Wir werden dich kalt machen, Blooms.“

„Wovon träumst du Nachts, Kahn?“ 

Evelyn stieß ein klägliches Jammern aus, um wieder auf ihre missliche Lage aufmerksam zu machen und Riley widmete ihre Aufmerksamkeit ihr. 

„Halb so schlimm, Evie. Wer ist denn mit dir…?“

„Glücklicherweise habe ich eine hübsche Mit-Artistin erwischt“, tönte es von Ace und Evelyn konnte sich nicht entscheiden, ob eine Heul- oder Kotzattacke angebrachter war.

 

~*~

 

Fouet knallte den Rohrstock auf den Tisch vor ihm und seine Opfer zuckten zusammen. Interessiert betrachtete er den Stock. Er verstand langsam, warum Lady Wentworth so gerne von ihm Gebrauch machte.

„Also – ihr seid heute hier, um die dunkle Seite der Gesellschaft kennen zu lernen“, eröffnete er und begutachtete die Schüler, die ihn aus großen Augen anstarrten.

Er seufzte. Er hätte sich Besseres erwartet. 

Ben hustete einmal. „Monsieur… Eigentlich bin ich der Mafiaboss...“ 

„Weshalb du dich in Ruhe zurücklehnen und die Show genießen kannst. Ein Mafiaboss rührt keinen Finger, er lässt andere für sich arbeiten, dummer Junge“, erklärte Fouet und wendete sich an die anderen beiden Anwesenden. „Womit wir zu euch kommen. Ihr werdet von eurem Boss dahinten mit einem Attentat beauftragt. Bis heute Abend müssen dieses Mädchen mit den roten Haaren und ihr Begleiter tot sein.“

Riley verdrehte die Augen. Der Monsieur ging ja richtig in seiner Rolle auf.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit dem hier kein Attentat richtig auf die Reihe kriegen werde“, beschwerte sie sich und deutet auf ihren Mitstreiter. 

Elijah warf ihr einen kurzen Blick zu. „Außerdem ist das moralisch überhaupt nicht vertretbar, können wir nicht einfach…“

Ein Blick von Fouet genügte und die Schüler schwiegen. 

„Heute Abend. Dann sind die beiden tot.“

Mit diesen Worten ließ er die Schüler alleine im dunklen Raum zurück.

 

~*~

 

PJ zog sich die altmodische Mütze tiefer ins Gesicht und hoffte, dass ihn hier niemand kannte.

„Ich glaub's nicht, dass wir diese Klamotten echt anziehen müssen“, grummelte er und strich sich eine verirrte blonde Strähne aus dem Gesicht.

In einer eleganten Bewegung schlug Ishan seinen Mantel zurück und konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. „Ich komme mir gerade wirklich wie in so 'nem Sherlock-Film vor.“

„Hättest du in diesen Filmen aufgepasst, wüsstest du, dass wir jetzt leise sein müssen, damit die Verbrecher uns nicht bemerken“, ermahnte PJ seinen Freund, welcher daraufhin abfällig schnaubte.

„Unter den Verbrechern ist die umwerfende Riley, und das meine ich hier im wortwörtlichen Sinne, gepaart mit dem sportunfähigen Schulsprecher. Ich höre sie jetzt noch streiten, dabei passe ich nicht mal wirklich auf“, bemerkte Ishan trocken und Pharrell verzog das Gesicht.

„Bitte sag nie wieder Rileys und Elijahs Namen zusammen mit einem gepaart in einem Satz.“

Ishan grinste und lugte vorsichtig um die Ecke. Die beiden befanden sich bei einem großen Zirkuszelt, versteckt hinter einem Käfig für einen Löwen, und beobachteten Riley und Elijah dabei, wie sie versuchten, sich in das Zelt zu schleichen. 

Riley hatte immer wieder beinahe einen Eingang gefunden, wurde jedoch des öfteren von Elijah abgehalten, der mit ihrem Tempo nicht mithalten konnte. Ishan musste zugeben, dass das Zuschauen ziemlich amüsant war.

„Ich glaube, sie haben's geschafft“, flüsterte der Türke und beobachtete, wie die beiden in ihren dunklen Klamotten durch einen Schlitz im Zelt verschwanden.

„Dann hinterher“, bestimmte PJ und warf die lächerliche Mütze hinter sich auf den Boden, ehe die beiden sich am schlafenden Löwen vorbei ebenfalls ins Zelt stahlen. 

 

~*~

 

„Bist du sicher, dass wir schon einmal was miteinander hatten?“, fragte Ace zum gefühlt zehnten Mal und starrte nachdenklich Löcher in die Luft. „An so ein hübsches Mädchen wie dich müsste ich mich eigentlich erinnern. Du hängst immer mit Blooms ab, stimmt's?“

„Halt die Klappe“, schnaubte Evie und zog ihr trägerloses, mit Pailletten besetztes Kleid ein Stück höher. Der Ausschnitt saß gefährlich tief und in Ace' Gegenwart fühlte sie sich damit ziemlich unwohl. 

„Hey, ich habe dir gerade ein Kompliment gemacht“, bemerkte Ace und musterte die Rothaarige in ihrem Kleid. 

Glücklicherweise mussten die beiden nur bei einer Vorstellung assistieren und gut aussehen. Ace war also in seinem Element. Er trug ein rotes Hemd, bei welchem die oberen Knöpfe offen standen und eine dunkle Hose samt Schuhen. Wie immer sahen seine Haare aus, als wäre er gerade aus dem Bett geklettert. 

„Ja, genauso wie die tausend Male, wo du mir Komplimente gemacht hast, um mich ins Bett zu kriegen!“, keifte Evie und Ace verdrehte die Augen.

„Ach das.“

„Ja, das. Sag bloß, du erinnerst dich doch noch.“

Ace zuckte bloß mit den Schultern, als plötzlich hinter ihnen ein Rascheln ertönte. 

 

 

Elijah trat hustend zwischen zwei großen Kästen hervor und rückte sich seine Brille auf der Nase zurecht. 

„Ich störe euch ja nur ungern bei eurer kleinen Unterhaltung, aber…“

„Elijah! Das war weder sonderlich cool, noch notwendig!“, rief eine hohe Stimme und schließlich trat Riley neben ihn. 

„Ihr seht wundervoll aus“, sagte sie und streckte ihrer Freundin die Zunge heraus. „Aber ich muss euch jetzt leider umbringen.“

„Ach, aber das war cooler?“, fragte Elijah ungläubig.

„Natürlich, immerhin habe ich das gesagt!“

„Oh ja, wundervoller Auftritt, Blooms“, warf Ace ein und rollte ein weiteres Mal mit den Augen. Doch dieses Mal hatte er ein verschmitztes Grinsen aufgesetzt. „Wir waren gerade dabei, uns über gute alte Zeiten zu unterhalten.“

„Arschloch“, zischte Evelyn und schlang die Arme um ihren Körper, just in dem Moment, als hinter Riley und Elijah zwei weitere Gestalten auftauchten. 

„PJ… Und Ishan. Die Superdetektive im Einsatz“, kommentierte Ace und die beiden Neuankömmlinge mussten sich zusammenreißen, um ernst zu bleiben. 

„Also… Das erscheint mir hier mehr wie ein Impro-Theater, als echte Berufsorientierung…“, begann Elijah. „Aber unsere Mission lautet, Evelyn Green und Ace Hazard bei Fouet abzuliefern.“

„Unsere Mission?“, wiederholte Riley, doch niemand ging darauf ein. Denn in diesem Moment stieß noch jemand zur Gruppe dazu.

 

~*~

 

„Weißt du, Sullivan, der Body steht dir zwar, aber… Irgendwie kommst du damit unglaubwürdig rüber“, brach Ishan das Schweigen und seine Mundwinkel zuckten leicht. Ernst bleiben, ermahnte er sich. 

Doch Angels Anblick machte es ihm wirklich schwer.

 

Der Dunkelhaarige steckte in einem hellblauen Ganzkörperanzug mit einem Eisberg auf der Brust, ein Cape wehte hinter seinem Rücken und bildete einen starken Kontrast zu seinem genervten Gesichtsausdruck. Seine schwarzen Haare hingen ihm ins Gesicht und der Türke hätte schwören können, dass Cadan sowas wie blauen Lidschatten trug.

 

„Ich bin… Iceman“, las er mit zusammengepressten Lippen von seiner Hand ab. „Und mit meiner Superkraft… blablabla… Interessiert keinen…“

Zweifelnd sah Ace sich um. „Hat mir irgendeiner was ins Getränk getan? Ginger?“

„Nenn mich nicht Ginger!“, fuhr Evie ihn an und Ace zuckte nur mit den Schultern. 

„Ace – wir sehen das hier gerade alle“, klärte Riley ihn auf und scheinbar war sie einfach zu baff, um in ihr typisches Lachen auszubrechen.

„Ich hasse diese Scheiße“, murrte Cadan und hob seine Hand. Riley machte noch Anstalten, auf Cadan zu zu laufen, während Elijah in protestierende Rufe ausbrach und Ishan sich einfach nur ein Grinsen verkniff.

Riley rutschte über den bereits zugefrorenen Boden und ehe sie sich versah, knallte sie beinahe hin, da ihre Füße mit Eis festgehalten wurden. 

„Angel, du Arsch, hör sofort auf, oder ich erschlage dich in deinem lächerlichen Kostüm!“, rief Riley und schwang die Fäuste, doch Angel grinste nur amüsiert, während das Eis an den Körpern der Schüler hochkletterte.

 

~*~

 

„Angel! Ich glaub's nicht! Wenn ich dich erwische!“, knurrte Elijah. Sein Kopf war gerade wieder aufgetaut, doch der Rest seines Körpers war, wie bei allen anderen auch, noch eingefroren. 

In seinem Superheldenkostüm saß Angel schräg vor ihnen auf dem Boden und rauchte eine Zigarette, während der neu angekommene DeLuce hektisch zwischen den Schülern hin und her wechselte, um sich zu vergewissern, dass es auch allen gut ging.

„Sorry, Elay. Aber DeLuce hat gesagt, ich muss das tun.“

„Seit wann tust du, was dir jemand sagt?“ Elijah machte ein angestrengtes Gesicht und versuchte irgendwie, seine Gliedmaßen zu bewegen, doch natürlich bewegte sich rein gar nichts. „Außerdem weißt du genau, wie gefährlich es ist, wenn du andere einfrierst...“ 

„Also ich fand's lustig. Hey, Elsa, wir kommen unserem Frozen-Cosplay immer näher!“, rief Ishan dazwischen und für einen kurzen Moment sah es so aus, als wollte Angel grinsen, doch er überlegte es sich anders.

„Okay, ich denke, genug Berufsorientierung für heute“, sagte DeLuce schließlich. „Ich erlöse euch hiermit. Ihr hattet aber auch die undankbarsten Rollen...“

Erleichtert seufzten die Schüler und mit den Armen hinter dem Kopf verschränkt verließ Angel das Zelt.

„Wir sehen uns heute Abend. Ich gehe jetzt in mein warmes Zimmer“, warf er den Eingefrorenen noch im Rausgehen an den Kopf, mit einem Blick auf die zitternde Evelyn, die immer noch mit interessiertem Gesichtsausdruck von Ace beobachtet wurde.

Kommentare: 2
  • #2

    Lilly (Mittwoch, 16 Dezember 2015 19:17)

    Ich liebe das XD An so vielen Stellen hat es mich buchstäblich zerrissen und zerreißt es mich immer wieder :D
    Erst mal: Allein die Idee. Die ist so genial XD Und die völlig planlose Umsezung so mitten aus dem Nichts ist so typisch Wyn: Kinder, wir machen heute Berufsorientierung. Weil halt. Braucht man ja.
    Und dann die Berufe an sich. Naive Geister wie meiner haben ja mit sowas wie einem Gartenbaucenter, einer Auto-Firma und einem Verlagsvertreter gerechnet XD Naja, aber das ist eben nicht Wyns Stil und sicher nicht Laras XD Attentäter!!! XD Und Zirkusartisten ;__; Und die Konstellationen sind auch der Hammer XD

    Es war ja so klar, dass PJ und Ishan wie die Spielkinder voll aufgehen in ihrer Rolle. Die Superdetektive. Und Riley hätte es wohl schwerlich schlimmer treffen können mit Elijah, der Junge ist ja sowas von talentfrei. Auch geil die Szene, wo Ishan und PJ das Team Riley einfach nur beobachten, ob sies überhaupt packen, ins Zelt zu kommen XD

    Die Regeln sind mitunter das Beste. Lernet om Monsieur, meine Lieben, der Mafia-Boss wird stets daran erkannt, dass er keinen Finger krumm macht. Und ein richtiger Assassine muss einen coolen Auftritt hinlegen, sonst kann er seinen Job vergessen.
    Und wo wir gerade beim Thema vergessen sind: Auch geil, wie Ace versucht sich an Evelyn ranzumachen und sich überhaupt gar nciht erinnern kann, dass er und sie mal... Kontakt hatten XD Wieder so ein Kandidat, der vollkommen un der Rolle aufgeht. Und völlig random gibt es ein Zirkuszelt mitsamt Löwen, das ist einfach so geiiiiil <3

    Und das Finale. Gott.. das Finale. Ice-Man. Blauer Lidschatten. Alter, Lara, ich schwörs dir, ich kann nicht mehr. Und ich lese es nicht zum ersten Mal. Wahrlich nicht. Ich denke, DeLuce bringt es ganz gut auf den Punkt: "Ihr hattet aber aber auch die undankbarsten Rollen." Seeehr zur Freude der Leser, soviel kann ich von meiner Seite aus versichern XD Danke, Lara, für diesen viel zu lustigen One-Shot... ich glaub, ich hab Schluckauf XD

  • #1

    Franzi (Mittwoch, 16 Dezember 2015 14:43)

    Lara! <3 Du bist meine Queen und hast mir mit dieser super lustigen Geschichte wirklich den Tag gerettet.
    Ich konnte wirklich kaum noch an mir halten vor lachen. Wie kann man nur so amüsant und blidhaft schreiben? :-D Ein großes Kompliment an dich.