Aévyn Tialis Part 2

 

by Ivy

 

 

 

Leise waren die Gespräche in dem Café von Aldcrest, begleitend von Besteckgeklapper und leisem Gelächter, während eifrige Bediener Speisen und Getränke brachten, jedem Gast den Wunsch von den Lippen ablasen. Höflich hielt Ben Aévyn die Tür auf, nahm ihre Jacke und führte Aévyn zu einem freien Tisch, nahm mit ihr Platz. Erwartungsvoll sah sich die Tialis um, wandte sich schließlich dem Darrenforth zu, der nach der Karte griff, sie aufschlug.

„Es ist schön hier.“ Sie sah sich um, sah einige Schüler aus dem Internat, glaubte, sogar einige bekannte Gesichter zu sehen, ehe sie sich Ben wieder zuwandte. „Warst du schon öfter hier?“

Ben sah auf. „Na ja, ein paar Mal. Aber da waren es keine Verabredungen.“

Aévyn schmunzelte. „Und, was empfiehlst du?“

Der Darrenforth steckte die Nase wieder in die Karte. „Der Kuchen ist gut. Die Erdbeertorte und die heiße Schokolade sind echt klasse.“

Aévyn nickte. „Dann nehme ich das.“ Sie stützte das Kinn auf die Hände, musterte ihre Begleitung und lächelte. „Darf ich dich etwas fragen?“

„Sicher.“

Sie verschränkte die Finger ineinander. „Warst du je in einer solchen Situation? Dass du dich verliebt hast und … dass es nicht erwidert wurde?“

Ben neigte leicht den Kopf, zögerte. „Oft.“ murmelte er, beinahe nieder geschlagen. „Ich habe wohl einfach kein Glück.“ Er zwang sich zu einem Lächeln. „Aber irgendwann wird das bestimmt was und dann können wir vielleicht sogar darüber lachen.“

„Ja. Ich hoffe es ...“ Aévyn musterte den Jungen vor sich. „Und diese Mädchen hatten alle keine Ahnung. Wirklich nicht.“

Ben lächelte. „Danke. Ich …“ In diesem Augenblick trat die Bedienung an den Tisch, Kaugummi kauend und einen Block in der Hand. „Hey hey hey. Kann ich euch zwei Turteltauben bringen?“

Aévyn sah auf, öffnete den Mund und stockte, als sie in die stechend dunkelblauen Augen der jungen Frau sah, die abwartend zurückblickte.

„Äh ja. Zwei heiße Schokolade und zwei Erdbeerkuchen.“

„Alles klar.“ Die Bedienung, der frech ihre ebenso blaue Haare ins Gesicht hingen, notierte sich die Bestellung, sah schließlich zu Aévyn. „Und für dich, Süße?“

Die Tialis wurde rot, was die junge Frau zum Grinsen brachte. „Kleiner Scherz. Zwei heiße Schokoladen und zwei Erdbeertorten. Kommt sofort.“ Und damit verschwand sie. Eine ganze Weile sah ihr Aévyn stumm nach, von der fröhlichen Art, der Direktheit etwas erschlagen.

„ … Erde an Aévyn?“ Ben winkte vor ihrem Gesicht herum.

„W-Was?“ Sie schreckte aus ihrem Starren heraus, blinzelte.

„Du hast der Bedienung nachgeschaut.“ Ben musste schmunzeln.

„Habe ich gar nicht!“ Empört sah ihn Aévyn an.

„Oh doch, hast du“ Der Brünette lehnte sich zurück, warf der Bedienung einen Blick aus dem Augenwinkel zu. „Willst du nach ihrer Nummer fragen?“

„Nein! Bist du verrückt?!“

Ben kicherte. „Ganz ruhig. Du musst sie doch nicht gleich heiraten …“

Aévyn schluckte. „Ich … ich weiß nicht.“

„Sie sieht … interessant aus.“

Aévyn seufzte, strich sich einige Strähnen zurück, wurde erneut rot, als die blauhaarige Kellnerin zurückkam. „So. Da hätten wir zweimal die Heiße Schokolade und zweimal den Erdbeerkuchen.“ Sie knallte förmlich die Bestellung auf den Tisch, was die Tialis zum Zusammenzucken brachte.

„Na, deine Freundin ist aber schreckhaft.“ Die Kellnerin lachte, zwinkerte Aévyn zu, die wieder rot anlief.

„Wir … sind nicht zusammen.“ Ben tat sein Möglichstes. „Ich … ich bin nicht ihr Typ. Eigentlich … ist gar kein Kerl ihr Typ. AUA.“ Ben sah die Tialis empört an, die ihm einen Tritt unter dem Tisch gegeben hatte.

„Verstehe.“ Wieder lachte die Bedienung. „Na, da bin ich ja froh.“ Sie zwinkerte der Jüngeren zu. „Dann lasst es euch mal schmecken.“ Damit verschwand sie.

„Was sollte das?“ zischte Aévyn Ben zu, der den Kopf einzog.

„Ich wollte doch nur behilflich sein.“ Sein Blick fiel auf die Serviette auf Aévyns Teller.

„Aber das ist echt peinlich, Ben!“

„Ja, aber sie hat …“

„Bitte mache das nie wieder!“

„Nein, mache ich nicht. Aber, schau mal …“

„Versprochen?“ Aévyn musterte ihn misstrauisch.

„Ja. Versprochen.“ Ben hob schwörend die Hand. „Und jetzt wirf mal einen Blick auf deine Serviette.“

„Meine Servie … oh.“ Auf jener stand eine Nummer und die Worte. „Ruf doch mal an. Clover“

„Das schreit doch förmlich nach einem Date.“ Ben zwinkerte ihr schalkhaft, ermutigend zu.

„Ben. Erinnere mich daran, dir später zu danken. Und dir dann in den Hintern zu treten.“

„Ich weiß, ich weiß … Aber jetzt … iss erst einmal den Kuchen.“

 

 

****

 

Unsicher schwebten Aévyns Finger über den Tasten ihres Handys, zuckten leicht, wussten nicht, ob sie die Nummer wählen sollten, die auf der Serviette neben ihr lag. Seit anderthalb Stunden schon rang sie mit sich, ob sie wirklich anrufen, oder es lieber bleiben lassen sollte. Es war nur ein verdammter Anruf. Einer . Aber … Aévyn schluckte … diese Kellnerin war heiß. Diese rebellische Art sagte ihr wahrlich zu. Die blauen, verwuschelten Haare. Die dunkelblauen Augen. Und schon drückte die Tialis auf den grünen Hörer, fluchte innerlich. Sie hatte echt auf diesen verdammten Hörer gedr …

„Ja?“ Die Stimme der jungen Kellnerin erklang, klang müde.

Aévyn schluckte. „H-Hallo? Hier ist Aévyn … Du hast mir … deine Telefonnummer auf eine Serviette vor zwei Tagen geschrieben.“ Am anderen Ende der Leitung erklang ein Nuscheln, dann schlug scheinbar die Erkenntnis zu. „Ach ja, die kleine Schwarzhaarige.“

Ein Lachen erklang in der Leitung. „Wie cool. Du rufst echt an. Aévyn ist ja echt ein süßer Name.“ Es raschelte im Hintergrund, dann erklang Clovers Stimme erneut. „Was verschafft mir denn die Ehre?“

Aévyn schluckte, war ein wenig aus der Spur geworfen wurden. „Ich wollte nur … ich wollte … nach einer … Verabredung fragen?“

Plötzlich war sich die Tialis gar nicht mehr sicher, ob das eine gute Idee war. Doch waren die Worte bereits gesprochen.

„Eine Verabredung … ach, eine Verabredung! Ja klar, wann? Ich habe zum Beispiel morgen und nächsten Mittwoch frei. Wie sieht es an den Tagen bei dir aus?“

„M-Morgen?“ hakte sie vorsichtig nach. „Also, mein Unterricht endet gegen vier. Wenn wir uns um fünf treffen ...“

„Perfekt.“ Clover grinste scheinbar. „Wäre dir der Park recht? Am Teich?“

„J-Ja?“ Aévyn war nunmehr völlig aus der Rolle.

„Klasse. Dann sehen wir uns morgen um fünf im Park, ja, Aévyn?“

„Ja. Okay. Ich freue mich schon … Clover.“

„Super. Ich mich auch. Bis morgen also.“ Und schon legte Clover auf.

Aévyn stieß zischen die Luft aus, sackte leicht zusammen. Schien so, als hätte sie morgen ein Date.